Aktionswoche "Zuhause Daheim"
Kirche vor dem Sonntagshorn in Ruhpolding
© © Ruhpolding Tourismus/Andreas Plenk

20.04.2023

Bürgermeister Interview zum 150-jährigen Jubiläumsfest der Freiwilligen Feuerwehr Ruhpolding

 

Das 150-jährige Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Ruhpolding wird vom 30.06. – 09.07. in der Festhalle Ruhpolding gefeiert. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Im Vorfeld des Jubiläumsfestes hat Christian Hunklinger ein Interview mit Bürgermeister Justus Pfeifer geführt.
 

Hunklinger: Servus Justus, vielen Dank, dass du dir heute Zeit für ein Interview anlässlich unseres Jubiläums genommen hast. Als Bürgermeister und Schirmherr der Feuerwehr Ruhpolding interessiert es uns besonders, welche Themen und Erlebnisse du mit der Feuerwehr verbindest.

Pfeifer: Zunächst möchte ich sagen, dass es mir eine große Ehre ist, dieses Jahr als Schirmherr für eurer großes Jubiläum agieren zu dürfen. Es gibt auch ganz viele positive Erlebnisse, die ich mit unserer Feuerwehr verbinde. Ganz besonders habe ich mich über die Indienststellung des neuen Einsatzleitwagens (ELW) und des Mannschaftstransportwagens (MTW) im vergangenen Jahr gefreut. Mit den beiden neuen Wägen kann sicher und zuverlässig geholfen werden. Aber auch weniger erfreuliche Erlebnisse gehören dazu. So werde ich als Bürgermeister über die Alarmierungs-App der Feuerwehr live über Einsätze informiert. Natürlich schaut man dann mit einem sorgenden Auge auf das Telefon, wenn der Alarm ausgerufen wird. Sofort mache ich mir Gedanken, um was es sich handeln könnte. Ist Leib und Leben in Gefahr, wie groß ist der Brand, handelt es sich um einen Unfall und wie viele Feuerwehren müssen ausrücken? Handelt es sich lediglich um einen kleineren Einsatz oder einen Fehlalarm einer Brandmeldeanlage entspannen sich die Sorgenfalten auf der Stirn wieder relativ schnell. Natürlich ist aber auch die Gefahr durch drohendes Hochwasser in unserem Talkessel immer wieder ein Thema. Sobald starke Regenfälle andauern, wächst die Sorge. So eine Situation hatten wir im Jahr 2020 erlebt, als die Pegelstände der Traun relativ schnell anstiegen und wir die gefährliche Situation zusammen mit unserem Kommandanten Michael Mayer intensiv beobachtet haben. Den Menschen wird in diesen Situationen immer sehr schnell bewusst, wie wichtig die Feuerwehr für unseren Ort ist. Auch ich bin bei jeder Alarmierung dankbar, dass wir eine einsatzbereite und sehr aktive Feuerwehr in unserem Ort haben und ihr jederzeit zur Verfügung steht, um uns Bürgern zu helfen.

Hunklinger: Was ist dir im Zusammenhang mit der Feuerwehr wichtig?

Pfeifer: Für uns ist es ganz wichtig, dass unsere Feuerwehr immer top ausgerüstet ist. Trotz unserer bescheidenen Finanzmittel darf an der Sicherheit unserer Bevölkerung nicht gespart werden, das ist mir ein sehr wichtiges Anliegen. Als Gemeinde müssen wir uns hier auch nicht verstecken und können sicherlich behaupten, dass unsere Feuerwehr im Vergleich zu anderen Gemeinden unserer Größe sehr gut ausgestattet ist. Ganz aktuell wurdet ihr ja auch als erste Feuerwehr im Landkreis mit den neuen Digitalfunkgeräten (DME) ausgestattet, um eine zeitgemäße und zukunftsfähige Alarmierungstechnik zu gewährleisten. Diese gute Ausrüstung unserer Feuerwehr möchte ich auf alle Fälle in Zukunft so beibehalten. Dabei soll es aber nicht nur um die Ausstattung gehen, sondern auch um das Feuerwehr- bzw. Gerätehaus. Hier müssen wir versuchen in mittelfristiger Zukunft eine Lösung zu finden, um Teilbereiche auf Vordermann zu bringen. Hierzu gibt es auch schon intensive Überlegungen.


Hunklinger: Wie würdest du die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr beschreiben?

Pfeifer: Die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr funktioniert hervorragend. Ich stehe im engen Austausch mit dem Kommandanten Michael Mayer, aber auch mit dem stellvertretenden Kommandanten Roman Rasch. Wir treffen uns mehrmals im Jahr. Auch unser geschäftsleitender Beamter Martin Heinemann und unser Ordnungsamt nimmt an diesen Besprechungen teil, um über den Bedarf der Feuerwehr zu sprechen. Wir treffen uns aber auch, wenn bestimmte Vorfälle oder Ereignisse eine Nachbesprechung bedürfen. Ebenso stehe ich mit Kreisbrandrat Christof Grunder immer wieder im Austausch, um die Belange der Ruhpoldinger Feuerwehr aber auch der Gemeinde auf Kreisebene zu vertreten.

Hunklinger: Kannst du mir was zu Zahlen, Daten und Fakten sagen?

Pfeifer: Die letzten großen Investitionen zur Ausstattung waren die schon genannten Fahrzeuge ELW und MTW mit etwa 180.000 Euro und die Digitalfunkgeräte mit etwa 56.000 Euro. Natürlich kommt noch der laufende Bedarf an Ausrüstung jährlich dazu. Bei der Gelegenheit fällt mir eine große Investition aus 2018 ein, als eine Drehleiter beschafft wurde. Ich glaube, man kann sich kaum vorstellen, dass eine Drehleiter mit etwa 670.000 Euro zu Buche schlägt. Die Drehleiter ist auch mitunter das teuerste Fahrzeug im Fuhrpark einer Feuerwehr. Aber das sind Investitionen, die notwendig, richtig und wichtig sind.
 

Hunklinger: Was soll deines Erachtens unbedingt erwähnt werden?

Pfeifer: Was mir besonders auffällt, ist die hervorragende Jugendarbeit unserer Feuerwehr. Ich bin froh, dass wir hier eine starke Truppe mit motivierten und begeisterten Jugendlichen haben. Sie werden ja auch die aktiven „Feuerwehrler“ der Zukunft sein. Ich möchte auch betonen, dass es nicht selbstverständlich ist, eine so gut aufgestellte Feuerwehr mit vielen Männern und erfreulicherweise auch Frauen im Ort zu haben. Was mir allerdings Sorgen bereitet ist die in weiten Teilen des Landes mangelnde Wertschätzung gegenüber unseren Einsatzkräften. Egal ob Polizei, Rettungsdienst oder Feuerwehr, grade in Ballungszentren müssen Einsatzkräfte zum Teil sogar tätliche Angriffe erleben und abwehren. Ich bin froh, dass wir hier in Ruhpolding keine derartige Entwicklung erkennen können, sondern die Bevölkerung das Engagement unserer (haupt- und) ehrenamtlichen Blaulichtorganisationen nach wie vor wertschätzt und unterstützt. Diese Einstellung würde ich mir auch für den Rest unseres Landes wünschen.

Hunklinger: Noch eine letzte Frage: Gibt es ein „Geheimnis“, was so nicht nachzulesen ist?

Pfeifer: Ja, gibt es. Aufgrund meiner Vergangenheit als Offizier und Jetpilot der Luftwaffe sind mir Extremsituationen und gewisse Einsatzszenarien vertraut. Dafür wurde ich ja ausgebildet. Insofern habe ich schon einen besonders großen Respekt für die Männer und Frauen in unseren Rettungsorganisationen. Mit ihren Einsätzen in schwierigen und oft gefährlichen Extremsituationen leisten sie einen unschätzbaren Dienst für unsere Gesellschaft. Vielleicht wollte ich deswegen als Kind auch schon immer zur Feuerwehr. Aufgrund meines Freundeskreis hat es mich dann doch eher zum Fußball gezogen. Im Nachhinein hätte ich beides gerne gemacht. Zum Ausgleich darf ich aber jetzt als Schirmherr euer Jubiläum begleiten, was für mich eine große Ehre bedeutet und mir ebenso viel  Freude und Spaß bereitet.

Hunklinger: Ich danke dir für die Beantwortung der Fragen. Und auf eine weiterhin tolle Zusammenarbeit. Weitere Informationen auf Social Media und www.150.ffw-ruhpolding.de