Aktionswoche "Zuhause Daheim"
Kirche vor dem Sonntagshorn in Ruhpolding
© © Ruhpolding Tourismus/Andreas Plenk

12.05.2022

 

Projekt „Zukunft 2030“: Gemeinsam neue Wege gehen

 

Bürgermeister Justus Pfeifer und der Gemeinderat stoßen einen Bürgerbeteiligungsprozess an, zum Thema Kurhaus, Neuer Saal und Sanierung des Vita Alpina

Die Gemeinde Ruhpolding hat in den vergangenen zwei Jahren eine Bestandsaufnahme der gemeindlichen Liegenschaften durchgeführt. Dabei hat sich bei verschiedenen Immobilien ein erhöhter, gleichzeitig aber dringend notwendiger Investitionsbedarf ergeben. Darunter sind die beiden Ruhpoldinger Herzstücke wie das Kurhaus und das Vita Alpina. Bürgermeister Pfeifer und der Gemeinderat haben nun entschieden, die Situation auch als Chance für Ruhpolding zu sehen: „Wir wollen den Handlungsdruck nutzen, um uns zusammen mit den Bürgern zu überlegen, was wir in Bezug auf Bad und Kurhaus in Zukunft wirklich brauchen. Ziel ist, unseren Ort gemeinsam noch attraktiver und zukunftsfähiger zu machen.“

Das Defizit in Bezug auf das Vita Alpina (zuletzt vor über 20 Jahren saniert) lag allein 2019 bei 696.000 Euro und im Jahr 2020 sogar bei über 1.060.000 Euro. Das sind über 50% der gesamten Einnahmen aus Kur- und Fremdenverkehrsbeiträgen. Beim Kurhaus sieht es nicht besser aus. Der gastronomische Betrieb wurde bereits 2020 eingestellt, da der Betrieb und Erhalt des Kurhauses in dem Jahr allein mit 271.000 Euro aus Steuergeldern bezuschusst werden mussten. In den Jahren davor lagen die Zuschüsse teilweise noch höher. Seit Januar nun ist das Kurhaus für die Öffentlichkeit ganz geschlossen. Eine Vielzahl von sicherheitstechnischen Gründen machte diesen Schritt notwendig. Mit der Konsequenz, dass es aktuell keinen Veranstaltungssaal gibt. Übergangsweise wird der Pfarrsaal für Veranstaltungen genutzt.

Der seit 2020 im Amt befindliche Bürgermeister und das gesamte Gemeinderatsgremium haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, die kritische Situation nicht weiter zu verschieben, sondern den Stier bei den Hörnern zu packen. „Natürlich gibt es eine Vielzahl von Meinungen und Bedenken und sehr viel Herzblut bei den Ruhpoldingern, was genau diese beiden Themen Bad und Kurhaus angeht. Aber es darf nicht dazu führen, dass uns deshalb der Mut zum Handeln fehlt und wir tatenlos bleiben“, so Bürgermeister Pfeifer eindringlich.

Geplant ist deshalb, alle politischen Akteure aber auch die Ruhpoldinger Bevölkerung eng in den Entscheidungsprozess einzubinden. Gemeinsam soll in einem mehrstufigen Beteiligungsprozess herausgearbeitet werden, welche Anliegen und Bedürfnisse von Vereinen, Verantwortlichen im Tourismus, Kleinvermietern, oder Bürgerinnen und Bürgern mit der Sanierung und Erneuerung des Bades umgesetzt werden sollen. Aber auch: Welche Anforderungen gibt es an einen Veranstaltungssaal, wer will ihn nutzen, wie oft im Jahr und wie kann das wirtschaftlich geschehen? Im Rückblick auf die letzten 20 Jahre wurden im Saal des Kurhauses zum Beispiel durchschnittlich insgesamt 12-14 Veranstaltungen der beiden Trachtenvereine durchgeführt und noch ca. 10 weitere. Jede einzelne Veranstaltung (Heimatabend, Bayerischer Abend, Hochzeiten etc.) wurde somit mit knapp 10.000 Euro gemeindlichen Steuergeldern bezuschusst. Und nicht zuletzt steht die ganz grundsätzliche und höchst strittige Frage im Raum: Wollen wir das Kurhaus erhalten, also sanieren oder nicht? Und wenn Sanierung: zu welchem Preis?

Der Bürgerbeteiligungsprozess startet im Herbst. Auftakt wird ein Planungs-Workshop mit rund 60 Personen sein: davon ca. 15 Vertreter von Vereinen und Organisatoren. Die restlichen 45 Plätze werden durch Ruhpoldinger besetzt, welche per Zufallsverfahren durch das Einwohnermeldeamt angeschrieben und zur Beteiligung aufgefordert werden. Somit ergibt sich ein Mix aus allen Bevölkerungs-, Alters- und Interessengruppen, die gemeinsam und simultan erste Lösungsansätze entwickeln. „Wir sind wirklich gespannt, was dabei herauskommt“, so Irmgard Daxlberger, die als Leiterin des Bauamtes mit der Durchführung des Prozesses betraut ist. Die erarbeiteten Ergebnisse werden anschließend auf einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert, diskutiert und weiterentwickelt. Und auch mittels einer online-Beteiligung wird es die Möglichkeit geben, eigene Ideen einzubringen und den Status quo zu bewerten. Ziel des Prozesses ist es, dem Gemeinderat eine Entscheidungsgrundlage zu geben, die das breite Stimmungsbild in der Bevölkerung wiederspiegelt.

Doch bevor es losgehen kann, müssen alle relevanten Fakten, Zahlen und Pläne so aufbereitet werden, dass eine solide und nachvollziehbare Diskussionsgrundlage entsteht. Das wird bis zum Sommer dauern. Für die Bevölkerung besteht bis dahin an mehreren Tagen die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Situation der veralteten Anlagen im Vita Alpina, sowie der Zustände im Kurhaus zu verschaffen. Die Verwaltung bietet Führungen an. Die erste Führung durch das Vita Alpina findet am Montag, 23. Mai von 17:00-19:00 Uhr statt, gefolgt von der Besichtigung des Kurhauses am Dienstag, 28. Juni von 17:00-19:00 Uhr. Genauere Infos hierzu folgen im Gemeindeanzeiger und den sozialen Medien.

Über eine zahlreiche Beteiligung bei der Meinungsbildung freuen sich die Gemeinde und die politischen Verantwortlichen gleichermaßen, um das Projekt „Zukunft 2030“ in die richtigen Bahnen zu leiten.