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Kirche vor dem Sonntagshorn in Ruhpolding
© © Ruhpolding Tourismus/Andreas Plenk

28.03.2022

Künstlerische Bereicherung von Rang für das Heimatmuseum

Neue Ausstellung befasst sich mit dem bedeutenden Maler Johann Georg von Dillis

 

Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn erwartet das Bartholomäus-Schmucker-Heimat-Museum seine Besucher mit einer künstlerischen Bereicherung von Rang – über einen genialen Landschaftsmaler, der zu den bedeutendsten Vertretern seines Genres im 19. Jahrhundert zählt und als Hofmaler König Ludwigs I. in die Geschichte einging : Johann Georg von Dillis. Dass diese kleine, aber feine Ausstellung, wie sie Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer anlässlich der stimmigen  Eröffnung im Herzoglichen Jagdschloss bezeichnete, nun im Zuge der weitreichenden Neugestaltung in den ehrwürdigen Räumen der Wittelsbacher präsentiert werden kann passt genau in die Zeit, als 1835 der letzte Bayerische Bär im Gebiet der Schwarzachen-Alm erlegt wurde. Pfeifer zeigte sich erfreut darüber, dass man im Heimatmuseum seit dem Einzug des Vierbeiners 2019 in den Bären-Raum auch in der  folgenden Corona-Pandemie nicht untätig war. Jedes Jahr kam eine weitere Attraktion hinzu, wie der angrenzende, interaktive Raum, der sich mit den großen Beutegreifern befasst und jetzt also die neu konzipierte Dillis-Ausstellung, deren eindrucksvolle Ruhpoldinger Landschaftsmotive die Blicke auf sich ziehen werden. Als neuestes Projekt und Besuchermagnet ist für dieses Jahr eine Tourismus-Ausstellung geplant, die den Ruhpoldinger Fremdenverkehr im Wandel der Zeit veranschaulichen soll, stellte der Bürgermeister in Aussicht.

Leben und Schaffen des Künstlers

Aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten Doris Wünsche-Schmucker, die Enkelin des Heimatmuseums-Gründers sowie die Urururur-Nichte des Malers, Martina Christoph aus Inzell das Leben und Schaffen des 1808 in den Adelsstand erhobenen Künstlers. 1759 geboren, wuchs Dillis zusammen mit zehn Geschwistern in einer kurfürstlichen Försterfamilie bei Schwindkirchen auf.  Schon als Sechsjähriger Bub kam er nach München, wo er auf Kosten der Kabinettskasse unterrichtet wurde. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie ließ er sich 1782 zum Priester weihen, widmete sich aber fortan verstärkt seiner Ausbildung an der Zeichnungsakademie und ließ sich angesichts dessen von der Seelsorgepflicht entbinden. Durch die Verbindung zu gehobenen Kreisen folgten Studienreisen ins Alpenvorland und später vorwiegend in den Mittelmeerraum, wie ausgedehnte Reisen mit dem jungen Kronprinzen Ludwig und späteren König beweisen. Johann Georg von Dillis trat aber auch als Kunstsachverständiger, Berater, Zentralgaleriedirektor der königlichen Gemäldesammlung in Erscheinung. Untrennbar bis heute ist sein Name mit der Alten Pinakothek verbunden, deren Aufbau er maßgeblich vorantrieb.

Trotz seiner vielfältigen Aufgaben fand er offenbar immer wieder Muße, mit Pinsel und Stift einzigartige Gemälde, Skizzen und Darstellungen in vollendeter Farb- und Formensprache zu hinterlassen, von denen nun einige ausgewählte Nachdrucke mit Ruhpoldinger Ansichten zu bewundern sind. Und genau mit diesen Motiven kommt ganz bewusst ein historisch-interessanter Lokalkolorit mit ins Spiel. Ein jüngerer Bruder des Malers nämlich, Joseph Dillis, war in Ruhpolding als königlich-bayerischer Forstmeister eingesetzt, und so lässt es sich leicht erklären, dass es den Kunstsinnigen mehrmals in das Miesenbacher Tal zog um, fasziniert von der waldreichen Gebirgslandschaft, ausgiebig seiner Malleidenschaft zu frönen. Wie Heimatforscher Helmut Müller sen. dazu erläuterte, erwarb sich Joseph Dillis in seiner Funktion als Schützenmeister große Verdienste bei der Beschützung der Grenze gegen die einfallenden Tiroler, wofür ihm die goldene „Civil-Verdienst-Medaille“ verliehen wurde. Dieser Orden ist auch auf einem Gemälde verewigt, auf dem Johann Georg seinen jüngeren Bruder porträtierte. Von-Dillis meisterhafte Momentaufnahmen jener Zeit, die dem beginnenden Realismus zuzuordnen sind, finden sich nicht nur im Lenbach-Haus oder der Staatlichen Graphischen Sammlung in München, sondern erfreuen die Besucher der Albertina in Wien ebenso wie beispielsweise im Metropolitan Museum of Art in New York.

Mit der Gestaltung der beiden Schauwände ist Museums-Beraterin Dr. Henriette Holz ein weiterer Blickfang geglückt. Gefördert wurde die Maßnahme durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen Bayerns.                                                                          

ls

 

Das Heimatmuseum ist (außer an Feiertagen) jeweils Dienstag – Freitag von 10 – 12 Uhr geöffnet.